Die Fallstudien

Schwerin – Mueßer Holz und Neu Zippendorf

Die Stadtteile Mueßer Holz und Neu Zippendorf liegen etwa fünf Kilometer vom Stadtzentrum entfernt am südöstlichen Stadtrand der Landeshauptstadt Schwerin. Sie sind zwischen 1976 und 1989 als zweiter und dritter Bauabschnitt des ehemals größten Wohngebiets in Schwerin, Großer Dreesch, in industrieller Plattenbauweise errichtet worden. So dominieren fünfgeschossige Wohngebäude (WBS 70 und P2) sowie einzelne elfgeschossige Hochhausgruppen. Nach 1990 führten Abwanderungen sowie Geburtenrückgange zu einem massiven Einwohnerverlust. Hinsichtlich der Zusammensetzung der Bewohnerschaft sind die Stadtteile geprägt durch einen hohen Anteil von Haushalten mit Transferbezug und eine hohe Arbeitslosenquote. Hohe Leerstände und günstige Mieten führten in den letzten Jahren dazu, dass Neu Zippendorf und insbesondere das Mueßer Holz Zielgebiete von Zuwanderung geworden sind.


Cottbus – Sandow

Der Cottbusser Stadtteil Sandow ist aus einem historischen östlich von Cottbus gelegenen Fischerdorf hervorgegangen und wurde erst am Beginn des 20. Jahrhunderts in das Cottbusser Stadtgebiet eingemeindet. In diesem Zusammenhang erfolgte bereits eine verkehrliche Anbindung mit der Straßenbahn an das Cottbusser Stadtzentrum. Während die Siedlungsentwicklung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nur langsam voranschritt, wurden nach dem 2. Weltkrieg in mehreren Entwicklungsphasen großflächige Siedlungsflächen erschlossen und bebaut. Ab 1971 wurde der gesamte Stadtteil auf Basis eines städtebaulichen Konzeptes entwickelt, das ein Netz von Versorgungs-, Sozial-, Kultur- und Freizeiteinrichtungen sowie ein Stadtteilzentrum einschloss. Historische dörfliche Strukturen existieren seitdem nicht mehr. Dennoch ist Sandow heute in städtebaulicher Hinsicht sehr heterogen strukturiert. So sind Bauensembles in Zeilenbauweise und auch größere Wohnkomplexe in Plattenbauweise genauso vorzufinden wie gründerzeitliche Mietswohnhäuser und einzelne Einfamilienhäuser. In den 1990er bis in die Mitte der 2000er Jahren war der Stadtteil durch Bevölkerungsrückgang durch Abwanderung und niedrige Geburtenzahlen geprägt. Insgesamt leben heute ca. 16.000 Einwohner im Stadtteil. In den letzten Jahren ließ sich ein moderater Bevölkerungsanstieg verzeichnen. Dieser ist sowohl auf den Zuzug älterer Menschen, die das barrierefreie Wohnungsangebot im Stadtteil nutzen, als auch auf den Zuzug von Geflüchteten zurückzuführen.


Halle (Saale) – Südliche Neustadt

Die südliche Neustadt bildet zusammen mit der nördlichen und der westlichen Neustadt sowie dem Gewerbegebiet Neustadt den heutigen Stadtteil Neustadt, der von der Gründung 1964 bis 1990 eine eigenständige Stadt darstellte. Halle Neustadt wurde als sozialistische Chemiearbeiterstadt konzipiert, die Wohnraum sowie die erforderliche Infrastruktur für die Beschäftigten der nahegelegenen Chemiebetriebe bereitstellen sollte. Sie bildete die größte deutsche Wohnsiedlung außerhalb Berlins. Halle Neustadt hatte 1989 neun Wohnkomplexe mit eigenen Wohngebietszentren und ein ca. 16 ha große Stadtzentrum mit Bildungs- und Sportkomplex für ca. 94.000 Einwohner (35.000 Wohnungen). Das Stadtviertel „Südliche Neustadt“ besteht aus den südlich der Magistrale errichteten Wohnkomplexen 2 und 7 sowie dem Wohngebiet Südpark, welches anstelle eines ursprünglich hier für die Neustadt geplanten Erholungsgebietes errichtet wurde. Die Wohnkomplexe sind dennoch mit Grünbereichen durchzogen und jeweils mit Versorgungseinrichtungen, Schulen und Kindereinrichtungen versehen worden. Der östliche Teil der südlichen Neustadt liegt in unmittelbarer Nähe zur Saaleaue und zur südlichen Innenstadt. Nach 1990 hat der Stadtteil infolge von ökonomischen Umstrukturierungen einen hohen Anteil seiner Einwohner verloren. Seit 2014 lässt sich jedoch ein leichtes Bevölkerungswachstum in der südlichen Neustadt verzeichnen, das insbesondere auf Auslandszuwanderung zurückzuführen ist. Gleichzeitig ist der Stadtteil geprägt von einer hohen Arbeitslosigkeit, Kinderarmut und sozialer Benachteiligung.